Die Universitätsstadt Tartu, kulinarische Vielfalt, Weltkulturerbe, weite Moore und waldbedeckte Hügel: Das ist Südestland. In diese eher unbekannte Region begaben wir uns mit Visit Estonia* auf Entdeckungsreise. Ziel war es, das Potenzial für die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus zu beleuchten. Wir erzählen von Natur, Kultur, Kulinarik und spannenden Begegnungen mit den Südestinnen und Südesten.
Sarah Walter
Project Manager Corporate ResponsibilitySarah liebt es auf ihren Nordenreisen neue Orte und lokale Geheimtipps zu entdecken. Authentische Erlebnisse, atemberaubende Ausblicke abseits der gewohnten Pfade, das Eintauchen in die Kultur und das Probieren der nationalen Küche im Lieblingsrestaurant der Locals machen für sie eine Reise besonders.
Zwischen Tradition und Moderne
Die europäische Kulturhauptstadt Tartu ist unser erster Stopp in Südestland. Bei bestem Wetter radeln wir auf unseren Stadtvelos die kleinen Gässchen entlang und entdecken gemütliche Cafés, bunte Street-Art und einladende Shops. Unser Tipp für lokal-produzierte Souvenirs: das TYPA-Center . In dem kleinen Museum für Buchdruck findet man von Hand gemachte Einzelstücke, wie Notizbücher und andere Schreibwaren. Am Nachmittag zieht es uns weiter östlich, wo sich die Region von einer ganz anderen Seite zeigt. An den Ufern des Peipussee haben sich die sogenannten «Old Believers» (Altgläubige) niedergelassen. Sie halten an den alten Ritualen der russisch-orthodoxen Kirche fest. Im Sommer verkaufen die älteren Damen der Gemeinde ihre selbst angebauten Zwiebeln, weshalb die Gegend auch als «Onion Route »- also Zwiebelstrasse - bekannt ist.
In Tartu mieten wir uns mit nur einem Klick in der App Velos für den Vormittag. Mit dem E-Bike erkunden wir die geschmückten Fassaden der Altstadt, dicht gereihte Holzhäuschen und hippe Industrieviertel .
Sind wir am Meer? Der Peipussee ist an vielen Stellen so weitläufig, dass es fast wirkt, als blickten wir auf die Küste der Ostsee.
Herling Mesi ist von Samovaren (traditionellen Teegefässen) fasziniert. Im Samovar House serviert sie uns eine Tasse - den Tee trinkt man übrigens vom Unterteller - und wir versüssen uns den Tag mit einem Stück gekochtem «Peipus-Zucker», dessen Süsse an Toffee erinnert.
Ausatmen und Fallen lassen
Der nächste Morgen beginnt früh. Noch bevor sich der Nebel komplett über der Landschaft gehoben hat, wandern wir durch das Meenikunno-Moor. Auf Moorschuhen laufen wir hier kurzzeitig wie auf Wolken. Unser Guide Levo Tohva zeigt uns wie man frisches Wasser direkt aus dem weichen Boden gewinnt und erklärt, dass die Preiselbeeren am Wegesrand wunderbare Vitamin C Quellen sind. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und pflücken los.
Der Herbst in Südestland lädt zum Auspannen beim Sonnenuntergang ein.
Gemütlich? Emma, unsere Leiterin der Nachhaltigkeit, lässt sich direkt ins Moos fallen.
Fürs Znüni ist gesorgt! Dank unseren Moorschuhen können wir im noch grösseren Radius die frischen Beeren sammeln.
Lebendige Kultur und die Seele Südestlands
Südestland beeindruckt mit einem Reichtum an Kultur und faszinierenden Traditionen. In Mooska sind wir mit Eda Veeroja verabredet. Sie führt uns in die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannten Rituale der Rauchsauna ein. Die Rauchsauna ist so etwas wie die Seele Südestlands: Hier wurden Kinder geboren, Geheimnisse ausgetauscht, Sonntage mit der Familie verbracht und Trauer überwunden. Ihre Magie zieht auch uns schnell in ihren Bann. Eda bringt uns dabei verschiedene Bräuche bei, wie die Behandlung mit Honig, Zweigen und ihren ätherischen Ölen, oder sogar Asche und Russ. Im steten Wechsel aus Sauna, See und warmen Tee tauchen wir in Edas Geschichten ein und vergessen die Zeit. Wir lernen, das Saunaritual reinigt nicht nur den Körper, sondern versteht sich hier auch als spirituelle Praxis um den Geist zu beflügeln.
Am nächsten Tag treffen wir den Kuldatsäuk-Chor. Die Seto sind eine ethnische Minderheit im Südosten Estlands und für ihren Gesang «Leelo» bekannt. Auch dieser gehört für die UNESCO zum immateriellen Kulturerbe. Besonders eindrücklich ist die Kleidung der Seto-Frauen mit ihren vielen Silberketten und roten Mustern. Letztere sollen die Trägerin schützen.
Einige der Frauen im Kuldatsäuk-Chor singen bereits seit 35 Jahren zusammen. Sie stecken uns mit ihrem Enthusiasmus an und so tanzen auch wir am Ende im Kreis durch das Restaurant des Värska- Museums.
Die Rauchsauna ist eine kleine Holzhütte, aus der der Rauch erst entweichen darf, wenn sie vollständig aufgeheizt ist. Edas Sauna liegt am Waldrand und blickt direkt auf einen kleinen See, in den man während des Saunierens zum Abkühlen steigt.
Bei Eda Veeroja spürt man die Freude und die Verbundenheit zur uralten Tradition der Rauchsauna. Seit Generationen werden die Rituale in ihrer Familie weitergeben. Dabei hat Eda einen ganz eigenen Sinn für die Bedürfnisse ihrer Gäste und wie sie ihnen helfen kann.
Saisonal, Regional und einfach fein
In Südestland - und ganz Estland generell - isst man ausgezeichnet: Fisch direkt aus dem See, Risotto mit frisch gesammelten Pfifferlingen, hausgemachte Zwiebeltarte. Überall kommen saisonale, regionale Zutaten auf den Tisch, die mit viel Liebe zubereitet werden. Da spielt es keine Rolle, ob man eines der im Michelin-Guide empfohlenen Lokale besucht oder die Hausmannsküche im kleinen Restaurant um die Ecke probiert. Wir besuchen das Uue-Saaluse Weingut. Hier weiht uns Besitzerin Maris Kivistik in die Geheimnisse ihres Fruchtweins ein. Bei ihr wird alles verarbeitet, was der Garten hergibt: Äpfel, Aronia Beeren, Quitten. Sogar die Reste, wie Schalen, werden verbraucht. Sie werden zu Gin - eine Idee ihres Schwiegersohns. Auch Chefkoch Jüri Makarov hat eine Leidenschaft für seinen Garten. In seinem Restaurant Rock Summer tischt er bodenständige Küche aus hervorragenden Zutaten frisch von seinem Hof auf. Sein dunkles Brot aus 10-Jahre gereiftem Sauerteig-Starter nehmen wir direkt mit nach Hause.
In Südestland ist Rhabarber überall. Auf unserer Reise kosten wir Rhabarber-Cocktails, Rhabarber-Marmelade und Rhabarber-Kuchen.
Maris Kivistik startete ihr Weingut aus Leidenschaft. Ihre Familie bringt an jede Flasche, die über ihren Tresen geht, die Etiketten liebevoll von Hand an. Ihr Favorit: der Sekt mit Quitten aus dem Garten.
Jüri Makarov ist ein Rockstar, der zum Chefkoch wurde. Mit seiner Band tourte er durch die damalige Sowjetunion und organisierte später das legendäre Festival Rock Summer. Heute begrüsst er Freunde und Gruppen in seinem Restaurant mit gleichem Namen: Rock Summer.
Die Wälder Südestlands sind voll mit frischen Pfifferlingen. Wir lassen sie uns im Risotto schmecken.
Das Restaurant Joyce in Tartu präsentiert moderne Küche mit einem baltischen Twist. Das empfiehlt sogar der Michelin Guide.
Das Herrenhaus Mooste Manor besitzt eine eigene Destillerie und wurde in eine charmante Unterkunft mit hervorragendem Essen umgewandelt.
Auf Wiedersehen
Südestland als Region hat viel zu bieten und es bewegt sich viel. Auf unserer Reise durften wir eine Woche voller spannender Ausflüge und herzlichen Begegnungen erleben.
Gemeinsam mit unseren Partnern in Estland wollen wir einen nachhaltigen Tourismus fördern und einzigartige Erlebnisse für unsere Kundinnen und Kunden schaffen. Wir freuen uns auf die nächsten Schritte im Projekt!
Haben Sie Lust auf Südestland bekommen? All unsere Reisen, die durch Tartu gehen, umfassen diese Region.
P.S.: Das Routing Ihrer Wunschreise verläuft nicht durch Tartu? Gerne passen wir Ihre Reise nach Ihrem Gusto an.