Sommersehnsucht

Baltikum

Die Reiseroute

Veröffentlicht: 2020

Jan Gelpke

Backoffice Touroperating / Flugwesen

Kurz nach dem Beginn meiner Kontiki-Karriere im 2013 kam ein damaliger Kollege nach einer internen Schulung auf die Idee, für ein paar Tage ins Baltikum zu reisen. Ich war sofort mit dabei, denn ich war noch nie in dieser Gegend von Europa und das Programm hatte mich überzeugt. Wir flogen zuerst, um kurz mal in die Region „reinzuschnuppern“, nach Riga. Von da fuhren wir mit einem gebuchten Transfer auf die Kurische Nehrung und verabschiedeten uns dann, nach einem Abstecher zum Schloss Trakai, in Vilnius wieder vom Baltikum. Mir gefiel diese Reise mit den tollen „Reisegspänlis“ derart gut, dass ich einer erneuten Reise ins Baltikum im Sommer 2018 sofort zugestimmt habe.

Mitternachtssonne in Helsinki

Die Reise meiner beiden Kolleginnen und mir begann Ende Juni 2018 in der finnischen Hauptstadt Helsinki. „Was… Helsinki?“, mögen Sie sich fragen, „was hat Helsinki mit dem Baltikum zu tun?“ Finnland gehört nicht zum Baltikum, diesbezüglich kann ich Sie beruhigen und Ihnen absolut recht geben. Da wir uns auf einer Studienreise für Kontiki befanden, schlossen wir die Stadt mit der nördlichsten U-Bahn der Welt aber in unsere Planung mit ein, denn beide Kolleginnen waren noch nie dort gewesen. Wir schauten uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an (zum Beispiel das schmucke Hafengelände, die beeindruckende weisse „Tuomiokirkko“ und die „Temppeliaukio“-Kirkko (Felsenkirche)) und freuten uns auf die Mitternachtssonne, die noch niemand von uns live und in Farbe zu Gesicht bekommen hatte.

Um was es in unserem Aufenthalt in Finnland aber hauptsächlich ging; die „Tallink-Silja“-Fähre von Helsinki nach Tallinn.

Tallinn – erster Touchdown im Baltikum

Bereits bevor wir einen Fuss auf die Fähre gesetzt hatten, testeten wir die Flexibilität der Firma auf Herz und Nieren. Wir hatten unterschätzt, dass zu Zeiten des „Mittsommer“-Festes in der Stadt nicht allzu viel los sein wird und wollten deshalb etwas früher weiterreisen. Wir meldeten uns beim Helpdesk der Fähre und konnten ohne grössere Hindernisse auf eine frühere Abfahrt umbuchen – so weit, so gut. Wir nutzten das Tramnetz der Stadt, fuhren gemütlich zum Hafen (Vorsicht, nicht jede Fähre legt am gleichen Quai ab, Helsinki verfügt über mehrere Häfen) und checkten uns drei im äusserst modernen Gebäude für die Fahrt nach Estland ein.

Die Hauptstadt Estlands begrüsste uns dann in ihrem schönsten Kleid: Es herrschte prachtvolles Wetter und die Altstadt war aufgrund des Mittsommerfestes (das auch im Baltikum gefeiert wird) nicht allzu sehr von Menschenmassen überlaufen. Wir machten uns von unserem zentral gelegenen Hotel zu Fuss auf Entdeckungstour (zu empfehlen: Foodmarket „Balti Jaama Turg“, der kreative Stadtteil „Telliskivi“ und generell die Altstadt rund um den Rathausplatz). Etwas später trafen wir uns mit Kadri Kallaste. Die Estin studierte Architektur und urbanes Design und war an diesem Tag unser Foodtour-Guide. Sie führte uns während knapp zwei Stunden in die mehr als nur leckere estnische Küche ein, zeigte uns diverse Insider-Ecken in ihrer Stadt (Tipps, von denen Sie als Kontiki-Kunden dank unserer Tipp-App nun auch Gebrauch machen können) und sorgte dafür, dass wir in Tallinn eine wirklich „lässige“ Zeit verbringen durften.

Sie sind auf der Suche nach einem würdigen (und je nach Begleitung auch durchaus romantischen) Abschluss eines gelungenen Tages? Nehmen Sie zu später Stunde den Weg zum Aussichtspunkt „Toompea“ auf sich. Mir als ambitioniertem Hobbyfotografen ging dort oben ob der Aussicht auf die Stadt und der wunderschönen Farben das Herz auf. Auch deshalb ziert mein Bild von Tallinn diesen Artikel hier als Titelbild.


Spotify Playlist

Baltische Musik

Wir haben Ihnen eine Musikplaylist mit baltischen Interpreten zusammengestellt.

Viel Spass beim Reinhören!

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Raus aus der Stadt: Lahemaa Nationalpark

Am Tag unserer Weiterreise kündigte sich eine wirklich tolle Woche an: Wir übernahmen in Tallinn unseren Mietwagen und plauderten kurz mit dem Vermieter. Er meinte, dass seit Jahren keine so konstant gute Wettervorhersagen mehr Tatsache waren wie in diesem Sommer und dass wir wohl Glück mit unserer Reise hätten. Das hörten wir natürlich gerne und so fuhren wir beschwingt in östlicher Richtung zum Lahemaa Nationalpark. Unser Ziel war der „Viru“-Lehrpfad im Hochmoor des Nationalparks. Wunderschöne Moorlandschaften mit Seen innerhalb des Waldes, zugänglich gemacht durch einen stabilen Holzsteg – eine wunderbare Erinnerung. Und für diejenigen wie mich, die sich gerne für eindrückliche Fotos einen Überblick von oben verschaffen möchten, existiert ein paar Gehminuten vom Parkplatz entfernt ein hölzerner Aussichtsturm.

Daheim auf der Insel Muhu

Kennen Sie das? Wenn Sie an einen Ort kommen und dann umgehend vom Gefühl durchströmt werden, dass das hier etwas ganz Besonderes für Sie ist und Sie sich sagen „Hier gefällt’s mir, hier könnte ich ewig bleiben…!?“ Etwa so ging es mir, als wir auf der kleinen Insel Muhu unsere Unterkunft „Luscher & Matiesen Muhu Veinitalu“ erreicht hatten. Die Kombination aus Abgeschiedenheit, Ruhe und der Architektur (welche an die Villa Kunterbunt von Pippi Langstrumpf erinnerte) zog mich sofort in ihren Bann.

Und als der Inhaber Peke Eloranta (ein Finne aus Rovaniemi, der sehr gerne auch mal selber anpackt und das mit seinem äusserst kräftigen Händedruck beweisen kann) ein wenig von der Geschichte seines Hauses und sich selber erzählte, war ich erst recht begeistert.

Direkt neben der Insel Muhu ist eine weitere Insel zu finden; Saaremaa. Highlights für uns drei waren da vor allem:

Die Windmühlen von Angla

Die Windmühlen von Angla und deren Geschichte.

Der Kaali-Krater

Der der Kaali-Meteoritenkrater, in der Nähe des Örtchens Kuressaare, welcher vor allem meiner Kamera und mir aufgrund der Reflektion des Sees viel Spass machte.

Kuressaare

Und natürlich der Inselhauptort Kuressaare selber. Der Ort dient aufgrund seiner Lage an der Ostsee als Kurort und lockt damit viele Einheimische und Touristen an.


LITAUISCHE RANDENKALTSCHALE

CHALODNI BORSCHTSCH

Vorspeise für 6 Personen

Zutaten

300 g gekochte Randen
150 g Gurke
2 hart gekochte Eier
1 Frühlingszwiebel
½ Bund Dill
3 EL Crème fraîche
180 g Kefir
ca. 2 dl kaltes Wasser
Salz, Pfeffer

Zubereitung

Randen schälen und direkt in eine grosse Schüssel reiben. Gurke und Eier in kleine Würfelchen schneiden, beigeben. Frühlingszwiebel und Dill fein schneiden, ebenfalls beigeben. Crème fraîche und Kefir dazugeben und unter Rühren Wasser dazugiessen. Suppe mit Salz und Pfeffer abschmecken und zugedeckt im Kühlschrank mindestens 1 Stunde ziehen lassen. Kalt servieren.

Nach Belieben mit Crème fraîche, Gurkenwürfelchen, Frühlingszwiebelgrün und Dill garnieren.


Jan Gelpke

„Chalodni Borschtsch“ – Liebe auf den ersten Löffel sozusagen. Ich hatte mich in Vilnius danach erkundigt, was man denn hier so gegessen haben sollte. Als Tipp kam dann vom Servierpersonal, vor allem für die warmen Sommermonate, diese kalte Suppe und als sie in ihrer typisch rötlichen „Randenfarbe“ vor mir stand, war ich bereits nach dem ersten Probieren hin und weg. Die Kombination der weichen geraffelten Randen zusammen mit dem knackigen Biss auf die Gurken, abgerundet durch den sanften Crême fraîche-Geschmack und die kleingeschnittenen hartgekochten Eier… Wow! Ich hatte die Suppe zuhause ziemlich bald selbstgemacht auf meinem Teller und kann Ihnen nur empfehlen: Machen Sie das auch!


„Uf Riga musch higa“

Man möge mir diesen, zugegeben eher mässigen, Wortwitz verzeihen – aber irgendwie bietet er sich halt einfach an, wenn man als Schweizer in die lettische Hauptstadt fährt. Eine Hauptstadt übrigens, die auch wieder wie Tallinn über eine sehr pittoreske Altstadt verfügt und vor allem durch die vielen Jugendstilbauten überzeugt. Ans Herz legen kann ich Ihnen den Dom, einen Gang durch die Jauniela- Strasse, das Freiheitsdenkmal mit dem nahegelegenen Park, das Schwarzhäupterhaus (auch bei Nacht) und vor allem die prächtige Aussicht vom Turm der St. Petri-Kirche. Lassen Sie sich dort nicht erschrecken: Der Lift ruckelt kurz vor dem Ankommen recht unangenehm und der Angestellte der Kirche macht sich ob des Schrecks in den Augen der Touristen gerne eine kleine Freude.

Unserer kleinen Reisetruppe bleibt Riga auch deshalb sehr gut in Erinnerung, weil wir mit der Skybar des Radisson Blu-Hotels einen optimalen Ort gefunden hatten, um über die bisher erlebten Eindrücke diskutieren zu können. Sollten Sie Glück haben und den Drink „Raspberry Gin“ noch auf der Karte finden – bestellen Sie sich doch einen und geniessen Sie den farbigen Ausblick auf die alte Hansestadt Riga beim rot-orange-gelben Sonnenuntergang ganz genau so, wie wir das gemacht hatten.


Kontiki-Tipp

Restaurant Gourmet Club

Tipp von Michaela Stirnemann,
Kontiki-Mitarbeiterin

Kennen Sie Jamie Oliver aus England? Sein osteuropäisches Pendant kommt aus Estland und heisst Imre Kose. Er ist in ganz Estland bekannt und hat mit dem Gourmet Club seine vielseitigen Gourmet-Ideen unter die Leute gebracht. Vor allem das Hummus in diversen Geschmacksrichtungen (Rote Beete, Tomate, Bärlauch) hat es mir angetan. Dazu gibt es verschiedene hausgemachte Senfsorten, Honig und diverse Joghurtsorten. Um sich den Tag zu versüsssen (oder für ein Picknick auf dem Domberg Toompea) existiert auch ein äusserst leckerer "Triple-Chocolate"-Dessert - Zuckerüberschuss garantiert!

Tippnummer: 2531


Kurische Nehrung – Naturidylle pur

Die Kurische Nehrung erreicht man per Fähre von Klaipeda aus. Nach unserer kurzen Fährüberfahrt kamen wir an einer Art Checkpoint in Berührung mit der eher kühlen Kommunikation der Litauer. Die Kurische Nehrung steht unter Naturschutz, Personen und Fahrzeuge müssen deshalb eine Zutrittsgebühr für den Nationalpark bezahlen. Eine Gebühr, die wir allerdings gerne bezahlten, denn bereits wenige Minuten danach fuhren wir durch wunderbare Alleen bis nach Nida, dem Hauptort. Wer einsame Strände und Wälder mag, dem sei der Besuch der Kurischen Nehrung warm ans Herz gelegt. Highlight: die grossen Sanddünen von Nida, die zu den grössten in Europa gehört.

Adieu in Vilnius

Das zurückhaltende Verhalten der Menschen in Litauen kam mir etwas kühl vor. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir in Vilnius nicht so sehr willkommen waren wie das noch in Estland oder Lettland der Fall war. So war dann auch die Begrüssung beim Hotel-Check-In nicht ganz so überschwänglich wie noch z.B. auf der Insel Muhu, denn der Mann am Empfang war plötzlich nicht mehr da und überliess uns unserem Schicksal. Nichtsdestotrotz konnten wir unsere Reise mit einem positiven Eindruck beenden, denn wir folgten einer Empfehlung und besuchten ein typisch litauisches Restaurant. Ich kam da in Berührung mit Chalodni Borschtsch (siehe Rezept) und einem leckeren, kühlen und vor allem lokalen Bier – die Welt war wieder in Ordnung.

Zusammen mit Kollegen meines Handballvereins ist bereits für 2023 eine Reise ins Baltikum vorgesehen– ich werde mich dann gerne als Insider betätigen und die vielen wirklich lässigen Dinge in dieser Region von Europa weitergeben.

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