In der «Agenda 2030» stehen die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO. Kontiki hat die sogenannten Sustainable Development Goals (kurz SDGs) als Vision «Kontiki 2030» klar vor Augen. Nachhaltigkeitsbeauftragter Tony Reyhanloo erklärt, wie Kontiki die Versprechen umsetzen will und welche Rolle Sie dabei spielen.
Interview: David Coulin
Unternehmen wie Kontiki tragen Verantwortung. Doch mit Einzeltaten ist es längst nicht mehr getan: Gefragt ist ein Wirtschaften, das sich an Werten orientiert. Und dies wiederum bedingt einen systemischen Wandel im Tourismus. Dieser Wandel beginnt im Kopf, setzt sich in der Organisation von Kontiki fort und wird darüber hinausstrahlen. Die Vision: Ein kollektives Bewusstsein, in dem jede und jeder diese Ziele verinnerlicht hat und ganzheitlich danach handelt.
Tony Reyhanloo
ehemaliger Kontiki-MitarbeiterAls Natur- und Geschichtefan besucht Tony Reyhanloo auf Reisen immer zuerst Burgen und Ruinen und erkundet die umliegenden Wälder. Und wo findet er dies am besten? Natürlich in Schottland. Es gibt wohl kaum eine schottische Burg, die der Halb-Finne noch nicht besucht hat. Sein Herz schlägt übrigens stets in Richtung N: für den Norden und die Nachhaltigkeit.
«Nur gemeinsam sind wir stark.»
Tony Reyhanloo, ist es überhaupt realistisch, diese Vision umzusetzen?
Wir arbeiten hart daran, den Worten Taten folgen zu lassen. Den ersten Schritt haben wir schon getan: Zuerst haben wir die UNO-Nachhaltigkeitsziele auf den Tourismus übersetzt – auch im Hinblick darauf, inwiefern wir als Reiseveranstalter am meisten bewirken können. So benannten wir das Ziel «nachhaltige Städte und Gemeinden» in «Tourismusentwicklung» um oder aus «Leben an Land» ist «Tierschutz» geworden. In einem zweiten Schritt haben wir Versprechen formuliert, die wir bis 2030 erreichen wollen – inklusive konkreter Massnahmen. Beim Tierschutz zum Beispiel «Erstellen einer Blacklist von Tier- Aktivitäten, die wir nicht anbieten», wie das Schwimmen mit Walen.
Das klingt nach viel Arbeit.
Ja, und wir verlassen unsere Komfortzone. Wir wollen uns nicht nur auf einzelne Nachhaltigkeitsziele fokussieren oder uns auf unserem bisherigen Engagement ausruhen. Wir zielen auf den systemischen Wandel ab, den die ganze Tourismusbranche langfristig braucht – und dieser beginnt beim Du und Ich.
Das heisst, der Wandel beginnt im Kopf?
Genau. Wir sind überzeugt, dass es eine kritische Selbstreflexion für den positiven Wandel braucht. Die 17 Nachhaltigkeitsziele sind dabei unser Kompass. Zudem braucht es viel Ehrgeiz und die Verpflichtung aller Beteiligten, das eigene Handeln zu hinterfragen.
Sind die globalen Herausforderungen zeitweise auch etwas überwältigend?
Nein, sie spornen uns an! (lacht)
Welche Herausforderungen stehen jetzt gerade an?
Aktuell beschäftigen wir uns mit der Wirkungsmessung unseres Engagements. Bei einigen Versprechen geht das ganz gut, zum Beispiel lassen sich die CO2-Einsparungen durch alternative Anreisemöglichkeiten relativ einfach messen. Anders ist dies beispielsweise beim Schutz indigener Völker. Hierzu bedarf es viel Vertiefungsarbeit und den Austausch mit den Anspruchsgruppen, in diesem Fall mit den Sami im hohen Norden. Eine weitere Knacknuss besteht darin, den Einfluss- und Wirkungskreis von Kontiki festzulegen. Natürlich sind wir für uns selbst verantwortlich, aber damit ist der systemische Wandel nicht getan. Aus diesem Grund haben wir ein Konzept entwickelt, wie wir möglichst viele Tourismusakteure erreichen und einbinden können. Zugleich vervielfachen wir so unsere Wirkung.
… und das bei allen 17 Zielen gleichzeitig?
Nein. Wir gehen auf die Versprechen schrittweise ein. Pro Jahr rich- ten wir den Fokus auf zwei Ziele. Für 2022 sind es der Tierschutz sowie der Schutz der indigenen Völker im Norden. Dabei binden wir alle Beteiligten in den Prozess ein: Zuerst die Fachexperten und lokalen Anspruchsgruppen, dann unsere Kontiki-Mitarbeitenden, als Nächstes die Partner in den Destinationen und schliesslich die Kundinnen und Kunden – so lancieren wir einen gemeinsamen Lernprozess, der in eine Sensibilisierung mündet.
Wie geht das konkret?
Am Beispiel Tierschutz lässt es sich gut aufzeigen: Zunächst arbeiten wir mit den Fachspezialisten von der Tierschutzorganisation ANIMONDIAL zusammen. Gemeinsam erweitern wir unser Wissen und identifizieren konkrete Handlungsfelder für unsere Aktivitäten in den Destinationen. Danach erarbeiten wir mit unseren Teams, was diese Handlungsfelder für Kontiki bedeuten. In Form von Schulungen, guten Taten und Massnahmen für die Produktgestaltung vertiefen wir das Thema. Schliesslich suchen wir den Dialog mit unseren Partnern im Norden und mit unseren Kundinnen und Kunden. So bringen wir gemeinschaftlich neue Ideen und verschiedene Sichtweisen dieser Gruppen zusammen. Konkret denken wir an ein Forum mit jeweils einem Botschafter oder einer Botschafterin pro Gruppe. Das sind Beteiligte, deren Herz besonders für das jeweilige Nachhaltigkeitsziel – in diesem Fall der Tierschutz – schlägt. Sie tauschen Erkenntnisse und Lösungsansätze aus und wir zeichnen diese per Video auf. So werden weitere Anspruchsgruppen sensibilisiert und inspiriert, ebenfalls einen Beitrag zum jeweiligen Nachhaltigkeitsziel zu leisten.
Alle Nachhaltigkeitsziele der UNO hängen zusammen und müssen als Ganzes betrachtet werden. Trotzdem zum Schluss: Welches ist dein Lieblingsziel?
SDG17. Da geht es darum, wie wichtig Partnerschaften zum gemeinsamen Erreichen der Ziele sind. Meiner Meinung nach wurde bislang das Potenzial der Zusammenarbeit unterschätzt, um Synergien und neue Lösungsansätze zu schaffen. Wir alle sind der Schlüssel zum positiven Wandel. Denn nur gemeinsam sind wir stark!
5 Tipps für nachhaltiges Reisen
- Buchen Sie eine nachhaltigkeitszertifizierte oder -orientierte Unterkunft. (SDG12)
- Setzen Sie sich für den Meeresschutz ein und verzichten Sie auf Walfleisch. (SDG14)
- Wählen Sie Direktflüge und kompensieren Sie Ihre Flugemissionen via myclimate. (SDG13)
- Unterstützen Sie vor Ort regionale Betriebe durch den Kauf von lokalen Souvenirs. (SDG8)
- Nachhaltigkeit lebt vom Austausch – teilen Sie Ihre Ideen und Eindrücke mit dem Kontiki-Nachhaltigkeitsteam (SDG17): cr@ kontiki.ch