Die norwegische Reederei der Hurtigruten bezeichnet ihre Schiffsverbindung nicht als Kreuzfahrt, sondern als Seereise. Und die Unterschiede zu einer klassischen Kreuzfahrt sind wirklich zahlreich.
Nahezu täglich macht sich ganzjährig eines der zwölf Schiffe von Bergen aus auf die rund 5000 km lange, zwölftägige Reise nach Kirkenes und wieder zurück. Unterwegs werden auf der nord- und auf der südgehenden Route je 34 Häfen angelaufen – und das rund um die Uhr. Alle drei bis vier Stunden gibt es einen Stopp zwischen 30 Minuten und mehreren Stunden. Dazwischen schlängeln sich die Schiffe zwischen Festland und vorgelagerten Inseln der Küste entlang und die Seereise wird zur «Sehreise». Das vorbeiziehende Panorama wechselt permanent zwischen kleinen schmucken Küstenorten, hübschen Leuchttürmen, mächtigen Gipfeln, bekannten Bergformationen, tosenden Wasserfällen und engen und von steilen Felsen begrenzten Fjorden.
Neben dem schriftlichen Tagesprogramm, welches Sie jeden Morgen an Ihrer Kabinentüre vorfinden, machen auch die Bordreiseleiter auf Highlights aufmerksam. Bei Schiffen, welche ein Expeditionsteam an Bord haben, gibt es zusätzlich spannende Informationen über die vorbeiziehende Landschaft, die Kultur und die Traditionen der Norweger. Die für Kreuzfahrten typische Bordanimation hingegen sucht man vergeblich. Die Hurtigruten-Schiffe sind modern und komfortabel ausgestattet, verzichten jedoch bewusst auf typische Angebote, wie man sie auf Kreuzfahrtschiffen finden kann. Es gibt also kein Casino, Theater oder Boutique. Wenn man jedoch Wert auf spannende Vorträge an Bord legt, so lohnt sich die Reise mit einem Schiff mit Expeditionsteam, die Reise mit Blick hinter die Kulissen oder die KulturSeereise. Fünf der zwölf Schiffe erscheinen seit 2016 in neuem frischem Design. Dieses orientiert sich an den Farben der norwegischen Küste, an Braun- und Blautönen. Auch die Materialien sind sorgfältig gewählt, so wird besonders viel Holz verwendet.
Tradition und Geschichte, die bis heute verpflichten
Die Gäste an Bord sind eine bunte Mischung aus aktiven, kulturinteressierten und ruhesuchenden Touristen und Einheimischen. Mit der lokalen Bevölkerung kommt man schnell ins Gespräch, wenn sie mit den Hurtigruten zu Verwandten reisen oder für Einkäufe, Behördengänge oder Geschäftstermine in die nächste grössere Stadt fahren. Sogar Kinder nutzen die Hurtigruten auf einigen Abschnitten für ihren Schulweg. Die Touristen dagegen sind überwiegend auf den langen Distanzen unterwegs und bleiben meistens zwischen fünf und elf Nächten. Aber es gibt auch zahlreiche Rucksacktouristen oder Mietwagenrundreisende, die nur eine oder zwei Nächte an Bord bleiben, um dann ihre Reise auf dem Landweg oder mit einem der nächsten Schiffe fortzusetzen. Eine Kleiderordnung gibt es nicht. Leger, zweckmässig und dem Wetter und den Temperaturen angepasst sollte die Gaderobe sein – am besten im Zwiebelprinzip. Anzug und Abendkleid können getrost zu Hause bleiben.
Neben den Passagieren ist die Fracht auch heute noch wichtig für die Hurtigruten. Transportiert werden Güter des täglichen Bedarfs. So kann man die Crew beim Ein- und Ausladen von Erzeugnissen für Industrie und Handwerk oder dem Exportgut Stockfisch beobachten. Die Gäste profitieren besonders von den täglich frisch an Bord kommenden, regionalen Speisen. So ist es gut möglich, dass Sie beobachten können wie Ihr Abendessen eingeladen wird. Es ist interessant, dem geschäftigen Treiben im Hafen zuzusehen, wenn die Paletten im Schiffsrumpf verschwinden, Gabelstapler über den Kai düsen oder Pkws ein- und ausgeladen werden.
Ein Tag an Bord
07:30 Uhr: Reichhaltiges Frühstück
Unser Tag beginnt mit einem kulinarischen Erlebnis. Selbst das Frühstücksbuffet lässt unsere Gourmetherzen höher schlagen. Das vielfältige Frühstück bildet den perfekten Start in den Tag und eine gute Grundlage für die anstehenden Erlebnisse.
09:00 Uhr: Überreste der letzten Eiszeit
Etwa eine halbe Stunde vor Ørnes steigen wir in ein kleineres Boot um. Dieses bringt uns zum Svartisen-Gletscher, dem zweitgrössten Gletscher Norwegens. Unsere Kamera dürfen wir nicht vergessen, denn neben der beeindruckenden Gletscherlandschaft haben wir die Chance, Seeadler anzutreffen.
15:00 Uhr: Kaffee und Kuchen
Auf den vier modernisierten Hurtigruten-Schiffen können wir neben Kaffee und Kuchen auch regional produziertes Eis von den Lofoten und frisches Gebäck aus der Schiffsbäckerei Multe geniessen.
16:00 Uhr: Erholung an Bord
Wohl gestärkt nutzen wir die Zeit, um uns an Deck zu entspannen. Die zahlreichen Liegestühle laden dazu ein, die Beine hochzulegen, die Seele baumeln zu lassen und die vorbeiziehende Landschaft des Vestfjords zu geniessen.
18:30 Uhr: Die Krönung des Tages
Abends möchten wir uns etwas ganz Besonderes gönnen, darum speisen wir heute im À-la-carte-Restaurant. Aus etlichen Vorspeisen, Hauptgerichten und Desserts wählen wir unsere Lieblingsgerichte aus. Die Auswahl besteht aus norwegischen Spezialitäten wie Dorsch, Jakobsmuscheln, Krebse, Rentierfleisch, Gemüse, Obst und Beeren.
21:00 Uhr: Museumsbesuch
Wir sind noch immer nicht müde, darum lassen wir uns einen nächtlichen Museumsbesuch nicht nehmen. Die Eintritte in das «Lofoten Kriegsmuseum» oder in die Eisgalerie «Magic Ice» lohnen sich. Beide Attraktionen befinden sich direkt am Kai in Svolvær.
22:30 Uhr: Die Sonne geht nicht unter
Die Mitternachtssonne taucht die Umgebung in ein goldgelbes Licht, eine Stimmung, die uns nicht schlafen lässt! Wir begeben uns mit unserer Fotokamera an Deck und geniessen die Stille, in der nur das leise Stampfen der Schiffsmotoren zu hören ist.