Abenteuer Antarktis

Vor 200 Jahren startete ein regelrechter Wettlauf um die Antarktis.
Der Geist der Pioniere begleitet heute noch jede Fahrt ans Ende der Welt.

Veröffentlicht: 2016

Franziska Hidber

Redaktorin Nordland-Magazin

Der Norden hat das Herz von Franziska Hidber, Redaktorin und Reporterin des Nordland-Magazins, im Sturm erobert. Über dem Polarkreis fühlt sich die «Lapinhulla» (Lapplandverrückte) schon wie daheim.

Kommen Sie mit auf eine Zeitreise? Wir schreiben das 15. Jahrhundert. Auf Landkarten wird ein unbekanntes südliches Land ausgewiesen, wörtlich: «Terra Australis Incognita». Niemand hat es je gesehen, geschweige denn betreten. «Hirngespinst!», rufen deshalb die einen. Andere aber bekommen glänzende Augen und träumen davon, das Neuland als Erste zu entern.

Im 19. Jahrhundert sind sämtliche «Hirngespinst»-Rufe verhallt, der Wettlauf um die Antarktis hat begonnen. Wer würde seinen Fuss zuerst auf das unberührte Land setzen? Entdecker und Robbenjäger John Davis schafft das vermeintlich Unmögliche im Jahr 1821. Ein Jahr zuvor, am 27. Januar 1820, hat Fabian Gottlieb von Bellingshausen mit einer russischen Expedition den südlichen Polarkreis überquert. Von Bellingshausen war der erste Mensch, der die Antarktis mit eigenen Augen gesehen hatte.

 

Erster am Südpol

Es herrscht Goldgräberstimmung, Eroberungslust, Abenteuermut; der Titel «Erster Mensch am Südpol» weckt nun den Ehrgeiz der Entdecker und Forscher. Auf dem Kalender steht das Jahr 1910, als zwei Expeditionen Richtung Südpol aufbrechen: eine unter der Leitung des norwegischen Seemanns und Polarforscher Roald Amundsen, die andere unter dem Briten Robert Falcon Scott, einem Marineoffizier und ebenfalls Polarforscher.

Am 14. Dezember 1911, nach 99 Tagen und 1400 Seemeilen, hisst Amundsen die norwegische Fahne am Südpol. Das aber ist noch nicht die ganze Entdeckergeschichte der Antarktis. Es fehlt der Name Ernest Shackleton. Der britische Polarforscher irischer Abstammung nämlich schafft es noch vor Scott und Amundsen näher an den Südpol heran als je ein Mensch vor ihm. 1908 erreicht er mit seiner ersten eigenen Expedition das antarktische Hochplateau – am Ende der Kräfte, schneeblind, ausgehungert und halb erfroren.

«Nur noch» 180 Kilometer wären es bis zum Südpol. Doch Shackleton kehrt um. Er will das Leben seiner Leute nicht aufs Spiel setzen – in England feiert man ihn dafür als Helden. Diesem Ruf wird er 1914 auf seiner dritten Expedition gerecht, als die «Endurance» bei der ersten Durchquerung der Antarktis im Packeis steckenbleibt und Shackleton die spektakulärste Rettungsaktion in der Geschichte des Südpolarmeeres gelingt.

«Shackletons Geist war auf unserer Reise die ganze Zeit über spürbar», schreibt Fernsehlegende Kurt Aeschbacher über seine Antarktis-Seereise mit Kontiki. Und damit sind wir zurück im 21. Jahrhundert. Käme Shackleton, Scott oder Amundsen zu Ohren, wie komfortabel es an Bord des Hurtigruten-Expeditionsschiffes ist, sie hielten es wohl für ein Hirngespinst.

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